Tag6

Sponsored by

 Home
 Wie alles begann
Terminkalender
 Montagsnews
 Tourenplanung
 Race
 Events
  Transalps
  Montagstreff
  Die Montagsradler
 Sponsoring
  Hall of fame
  Hall of shame
 Downloads
 Hütten / Albergos
Presse
Links

Seit 14.01.2002 - 13 Jahre Montagsradler !

6. Tag

             …endlich in Guatemala!!

Als ich aufwachte, dachte ich ich träume immer noch. Die Sonne schien, herrliche Morgenwärme drang von draussen in unsere Zimmer. Sogar unsere Klimaanlagen liefen; nein, nicht zum heizen sondern tatsächlich zum kühlen. Oh, wie schön ist Panama, falsch, Oh wie schön ist Guatemala, so muss es heissen, denn Panama ist ja die Geschichte der „Tigerente“.

Aus meinem Bett im Tajin Hotel in Papantla konnte ich den blauen Bilderbuchhimmel erkennen und die Freude über das geänderte Wetter war natürlich riesig.

Kurzärmlig und zum ersten Mal in kurzen Hosen schlenderten wir über den Marktplatz dieses schönen Städtchens welches ungefähr 20 Kilometer vom Golf von Mexico entfernt liegt. Touristen sind hier eine absolute Rarität und so wurden wir schon wieder mit viel Interesse von den Einwohnern beäugt.

Wir suchten das schönste und einzige Restaurant dieser Stadt auf und trafen dort auf alle anderen Teammitglieder. Wir sassen auf einem Balkon am Rande des Marktplatzes und konnten uns das quirlige treiben unter uns quasi aus der Loge anschauen.

Das Frühstück welches wir hier wieder einmal erhielten, würde wohl den meisten Deutschen schmecken; aber auf keinen Fall zum Frühstück!

Enchilladas und diverse andere warme Hauptgerichte assen wir hier schon am Morgen. Meist in scharfer, grüner oder roten Chilli-Sauce getränkt.

Zur Schärfe von Mexicanischen Gerichten möchte ich mich jetzt auch noch einmal kurz äußern: Was wir als sehr scharf empfinden, ist für mexicanische Verhältnisse normal, würzig ist für uns europäische Weicheier eigentlich nicht zu essen und über scharf möchte ich mich nur so ausdrücken:  ungenießbares  GIFT !!!

Jetzt aber weiter mit der Tour..
Nach dem Auffüllen unserer Energiespeicher packten wir erst einmal. Heute waren zum ersten Mal seit Tourstart alle unsere Radklamotten trocken. Wir trafen uns mit Gepäck am Parkplatz unseres Vans. Dort hatten auch unsere Räder die letzte Nacht verbracht. Wie üblich alles dick mit Öl und WD40 behandeln und hoffen dass alles noch die letzten 2 Tage durchhalten würde. Bisher hatten wir ausser Reifenpannen noch keine Defekte, was im Anbetracht der äusseren Umstände schon fast einem Wunder glich. Unsere Bikes sahen mittlerweile wirklich erbärmlich aus. Selbst nach einigen Montagsausfahrten zu Hause im Bayerischen Herbst sähen die Räder um Klassen besser aus.

Heute waren noch zusätzlich 2 mexicanische Bikes anwesend. Frank und sein Schwager Luis aus Papantla wollten uns einige Kilometer begleiten. Es war dann auch noch ein junger uns unbekannter Mann anwesend welcher permanent Fotos auf seiner kleinen Digicam von uns schoss. Frank erklärte uns dass dies der Mann der örtlichen Presse sei und einen Bericht für die Zeitung und den Tourismusverein machen würde. Trotz der Nähe zum Meer verirren sich hierher Touristen so gut wie gar nicht und das soll wohl auch mit unserer Hilfe geändert werden.

Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, stiegen wir auf, fuhren zum Dorfplatz um dort wieder abzusteigen. Wieder Fotos von uns und der Presse und dann sollte es wirklich losgehen. Nach einigen Minuten bemerkten wir aber, dass wir nicht mehr komplett waren und leider war Mauricio mit seinen diversen Blessuren Heute nicht mehr in der Lage, mit uns weite zu fahren. Er wurde kurzerhand in ein Taxi gesteckt, da unser Mannschaftswagen schon sehr weit von uns entfernt war. Er sollte an unserem heutigen Endpunkt wieder auf uns warten.

Bis das alles geklärt war suchten wir uns einen Schattenplatz. Es war mittlerweile ungefähr 10 Uhr, aber in der Sonne stehend, war die Hitze schon fast unerträglich, Guatemala lässt grüssen, aber wir freuten uns dennoch über diese neue Temperatur- Konstellation. Kurze Hosen, kurzes Trikot, kein Unterhemd und trotzdem sehr, sehr warm; wirklich traumhaft wenn man 4 Tage Dauerfrieren hinter sich hatte.

Nun fuhren wir in dezimierter Gruppenstärke weiter. Langsam liessen wir die letzten Häuser von Papantla hinter uns, und es wurde immer schöner. Palmen, Orangenhaine und diverse andere tropische Pflanzen so weit das Auge reichte. Man hörte die unterschiedlichsten Tiere aus den Wäldern heraus und über uns kreisten immer sehr viele und grosse Greifvögel. Diese sahen aus wie eine Mischung aus Adler und Geier, Luis nannte die Art, aber ich konnte es mir nicht merken. Schliesslich will ich hier Biken und nicht Vogelkundler spielen.

Es war eine wirklich gemütliche Tour. Wir cruisten über kleine Kieswege mal Berg auf und natürlich mit Speed auch wieder runter. Frank musste irgendwann aufgeben. Wir wissen nicht ob er oder sein Bike schlapp gemacht hat; auf jeden Fall waren wir wieder ein Biker weniger. Trotzdem war die Laune, sicher auch wegen dem sensationellen Wetter hier in „Guatemala“, auf höchstem Niveau.

Gut gelaunt erreichten wir im absoluten Nirgendwo eine einzelne Holzhütte. Kato und ich  fuhren zu diesem Zeitpunkt Ende der Gruppe. Ich hatte die Idee, mir diese Hütte anzuschauen. Also runter vom Rad, hin gegangen und die Hütte stellte sich als Schule für schätzungsweise 5-8jährige Kinder dar.

Als wir bemerkt  wurden, war die Begeisterung riesig. Es gab einen Tumult und der Lärmpegel von freudig schreienden Kindern war ungeheuer groß.

Der Lehrer brachte seine Klasse wieder unter Kontrolle und die Schüler waren ruck zuck wieder in ihrem Klassenzimmer. Aber ich hatte noch kein Foto! Also Kato reingeschickt, die Freude der Kinder war erneut riesig und der Lehrer kam mit Stolz geschwellter Brust heraus und ließ die Kinder in einer ordentlichen Reihe Aufstellung nehmen. Kato nahm meine Kamera und ich legte mich direkt vor diese netten Knirpse auf den Boden. Das gefiel ihnen riesig.

 

 

 

 

 

 

Als wir mit den Fotos fertig waren und die Schüler wieder in das Klassenzimmer zurück gekehrt waren, ging ich noch mal hinein und schoss ein unglaublich nettes Foto vom Klassenzimmer
…… Dieses Bild hat sich aber als Kopie auch in mein Gehirn eingebrannt!

Weiter fuhren wir total entspannt, mit relativ geringer Geschwindigkeit. So konnten wir die Landschaft und vor allem auch die angenehmen Temperaturen in uns aufsaugen.

 

 

 

 

Irgendwo im Niemandsland konnten wir uns eine Orangenernte wie vor 100 Jahren anschauen.

Hier gab es riesige Tragekörbe und gut austrainierte Pflücker welche ein unglaubliches Gewicht in ihren Körben zum einzig modernen Hilfsmittel, einem uralten LKW, tragen mussten.

 

 

 

 

 

Hin und wieder trafen wir alte Männer die auf Mulis ritten,  welche uns meist mitteilten, dass wir nicht auf dem richtigen Weg wären; aber was ist schon der richtige Weg, wenn das Wetter super ist, die Stimmung bestens und wir mit unglaublich guter Laune in „Guatemala“ unterwegs waren ;-)

 

 

 

 

 

Nach unbeschreiblich schönen Kilometern die wir uns schon mal mit wilden Orangen versüssten, ging es aber langsam dem Heutigen Tourende entgegen. Der Treffpunkt mit Hill war eine uralte leicht baufällige Brücke über einen sehr breiten Fluss. Der Belag bestand aus Metallgittern.

Einige Gitter fehlten und wären groß genug gewesen, um Biker samt Bike zu „verschlucken“.

 

 

Nach vielen Bildern auf dieser Brücke der „Dritten Welt“, fanden wir an einem Brückenende eine Kneipe oder was man in dieser Gegend Mexico’s so als Kneipe versteht.

Wir kauften das Bier in seinem furchtbar stinkenden Wohnzimmer (das war die gesamte Wohnung inklusive Bett und Vorratskammer). Das herrlich kalte Bier tranken wir genüsslich auf seiner Veranda. Unter ausgiebiger Beobachtung aller mittlerweile zusammen gelaufenen Hunde der näheren Umgebung.

Nach dem Auffüllen unserer Flüssigkeitsdepots fuhren wir mit Hill einige Kilometer zur Schaufarm von Luis. Dieser zeigte uns dort voller Emotionen wie die Ureinwohner hier gelebt haben und wie sich das Land jetzt weiter entwickelt hat. Wirklich einen Ausflug wert und ich will hier ganz einfach nochmal “DANKE LUIS” sagen.

 

 

 

 

Am schönsten Fleck seiner Dschungel –Lodge mit überragendem Panorama gab es dann ein phantastisches Picknick, mit allem was Herz begehrt. Als wir wieder wohl genährt in unseren Tour-Bus zurück gingen, wurden wir von vielen Geiern interessiert aus der Luft beäugt. Aber wir hatten uns nicht so überfressen dass wir liegen blieben; deshalb mussten die hungrigen Vögel dann ohne menschliche Beute wieder von dannen ziehen.

Wohlige Wärme, volle Mägen; was ging es uns gut. Jetzt hatten wir eine kurze Fahrt zur wohl schönsten Pyramide unserer Tour; so versprach es uns zumindest Fernando. Was soll ich sagen, kaum eine Stunde später sollte er Recht behalten.

Die Pyramiden von “El Tajin” waren wirklich sehr imposant, weil noch sehr ursprünglich und umgeben von hügeligem Dschungelland. Wir waren wieder mal sehr spät dran, kamen aber doch noch auf das Areal und waren wieder mal völlig alleine zwischen den wirklich beeindruckenden Steinhaufen, welche vor unglaublich langer Zeit zu Pyramiden aufgeschichtet wurden.

Als wir wirklich beeindruckt diesen mythischen Platz verließen, kamen wir noch an einem der „Opfer-Spielplätze“ der Ureinwohner vorbei. Vor der Bekehrung zum Christentum durch die Spanier, als die Bevölkerung hier noch diverse Götter anbetete, gab es einige für uns merkwürdig erscheinende Bräuche.

Zum Beispiel,  sich mit Seilen um den Bauch gebunden, Kopf über zu viert von einem bis zu 38 Meter hohen Mast herunterzuschrauben.

 

Wir wurden von so einer historischen Gruppe angesprochen und durften dann für unglaublich wenig Geld erleben, wie dieses „sich vom Mast schmeissen“ in Live aussieht. Es war wirklich atemberaubend wie einer diese Männer erst mal auf einer winzigen Plattform von 40x40 Zentimeter mit Flöte und Trommel ausgerüstet von Ost nach West tanzte ohne abzustürzen. Was dann nach diesem Vortänzer gezeigt wurde war wirklich atemberaubend. Die 4 Männer ließen sich einfach rückwärts über ein kleines Gestell fallen und drehten sich dann auf Grund des aufgedrehten Seils frei hängend 52-mal um den hohen Mast. Dies ist übrigens ein altes Ritual mit dem ehemals die Götter gnädig gestimmt wurden. Jetzt kann man sich auch vorstellen warum sich die Ureinwohner auf die Eroberer mit ihrer katholischen Religion gefreut haben; sie durften diese selbstmörderischen „Spiele“ nun nicht mehr abhalten. Genauso wie die legendären Ballspiele bei denen dem Sieger, oder Verlierer (man ist sich in der Wissenschaft noch nicht ganz einig darüber) einfach mal schnell bei lebendigem Leibe, das Herz aus der Brust gerissen wurde!!!!!!

Wir freuten uns ganz einfach darüber was wir hier großartiges erleben durften und machten uns auf den Rückweg zum Auto. Der längste Transfer unseres Bikeurlaubs stand uns bevor: Von den Pyramiden bei El Tajin, an der Ostküste, bis tief in den Westen, nach Toluca, eine 4-Millionen Stadt ca. 100 Km westlich von Mexico City gelegen. Was Luftlinie nicht weit aussah, kostete uns über 7 Stunden Fahrzeit.

Natürlich gab es ab und an einen neuen Sixpack Bier und auch einen Baccardi Solero; aber es zog sich endlos bis wir in Mexico City waren, um die Guides zu tauschen und unsere Mexicanischen Freunde abzusetzen. Von Hier waren es dann noch Eineinhalb Stunden bis wir das Airport-Hotel von Toluca erreichten.

Mittlerweile war es nach 2 Uhr Morgens. Auf dem Zimmer noch nen Absacker in leckerer Rumform und schnell ins Bett.

...dann träumen von einem Vulkan über 4000 Meter und dem längsten Downhill seit „Montagsradler-Gedenken“!!!
Von 4400 Meter hinunter auf 1800 Meter, 2600 Höhenmeter reinster Downhill!!

Ich weiss nicht mehr ob ich wirklich in dieser Nacht träumte;  ich bin mir aber sicher dass der Wecker uns viel zu früh aus den Betten holte!

Bericht von Walter

 

Gästebuch

 

Listinus Toplisten