MTB-Scouting: Via Sentiero Italia zum Corno Grande
2002 querten mein Freund Soeren und ich auf einer Tour zum Ätna bei viel Regen das Gran
-Sasso-Gebiet. Als der Corno Grande (2.912 m) einmal kurz aus den Wolken schaute, sagte ich ihm: Diesmal hast Du uns nass gemacht - aber ich komme nochmal!
Nachdem ich bei der diesjährigen, 11. Radfernfahrt München-Cesenatico (300 Teilnehmer) meinen Job als Mobbingbeauftragter (so der neue Titel für den Schlussmann) erledigt hatte,
wechselte ich auf das MTB und startete solo zum Corno Grande. Die Idee der Tour war einfach: Zum Sentiero Italia (SI), den Kammweg des Apennins fahren und auf diesem dann weiter nach
Süden der Beschilderung bis zum Corno Grande folgen. Soweit der Plan.
Die ersten Kilometer auf
dem SI waren beschaulich. Die zunächst griffige, aber dann von Wasserläufen zerfurchte Steilabfahrt mit 30% und die folgende zugewachsene Querpassage an einem Hangweg mit sehr spärlicher
Markierung machte mir klar: Das wird etwas dauern, bis ich auf diesem Weg zum Ziel komme. Allein dem SI zu folgen, wüde heißen, es stünde am Ende 2:0 für Corno Grande! Sentiero heißt übersetzt nicht Radlweg, sondern Wanderpfad.
Ich schaute mir meine Karten etwas genauer an, suchte machbare SI-Teile, interessante unbefestigte Wege und einige Asphaltrouten, um auch mal ein paar Km auf den Tacho zu
bekommen. Ergebnis: Eine sehr erlebnisreiche Tour durch die Naturparks von Monte Nerone, Monte Cucco, Monte Sibillini und Gran Sasso. Jeder Park ist auf seine Weise bezaubernd und birgt seine eigenen Überraschungen.
Nach traumhaften
Landschaften, herrlichen Ausblicken von den Bergkämmen, blühenden und summenden Bergwiesen, flotten Singletrails, bissigen Schotterabfahrten, ausreichend Schiebestrecken und
jeder Menge Orientierungsarbeit mit insgesamt 10% Irrwegen erreichte ich mit der 6. Etappe Prato di Selva (1.380 m). Der Corno Grande steht in der Nachbarschaft. Hi, ich bin wieder hier! Es steht nun 1:1.
Das Rifugio Prato Selva ist der Bikepark des Gran-Sasso-Gebiets mit Schwerpunkt Downhill. Dass einer von München aus per Rad dort ankam, war dennoch überraschend. Von hier aus
wollte ich am Fuße des Corno Grande zum Campo Imperatore queren. Meine geplante Route führte zu Bedenken eines Bike-Teachers. Da er mit dem Auto zum Bikepark heraufgefahren war,
dachte ich mir: Das wird schon irgendwie gehen. Zweieinhalb Stunden später, nach Passagen mit ständig nach dem Rad greifenden dürren Ästen, kümmerlichen Wegmarkierungunen,
wadentiefem Laub auf einigen Hängen und einer Macchia mit nicht erkennbarem Weg enschloss ich mich zum Umkehren. Den Bike-Teacher hatte ich wohl doch falsch eingeschätzt. Ich fuhr ab
zum nächsten Dorf - und genoss Cappucino zum gerade einsetzenden Gewitter. Corno Grande ging also wieder mit 2:1 in Führung
Nach großer Asphaltumfahrung ging ich die Sache von der südlichen Seite an und besuchte meinen Freund Corno Grande vom Campo Imperatore aus.
Das Campo Imperatore (2.100 m) war der höchste Punkt der Tour, aber als Bergstation einer Seilbahn und Ende der Asphaltstraße nicht unbedingt ein großes
Landschaftserlebnis. Viel interessanter ist der seitwärts liegende Naturpass Vado di Corno (1.917 m). Von ihm hat man eine sehr beeindruckende Aussicht auf den
Corno Grande. Wenn nicht noch "ein kleines Tal" dazwischen läge, könnte man sich an ihn mit der Schulter anlehnen. Dieser Blick war es, den ich seit 2002 haben wollte. Ergebnis: 2:2
Nach Sichtung der Karte komme ich zum Ergebnis: Über das Vado di Corno müsste es möglich sein, mit dem Bike über Prati di Tivo und Pietracamela zum Prato di
Selva durchzukommen. Hallo, mein Freund, das will ich wissen - ich komme wieder und bringe noch ein paar Kumpel mit! Dann wollen wir mit 3:2 in Führung gehen.
Saluti di Werner
Stationen / Unterkünfte: > Cesenatico / Hotel Elisabetta > Piobbico / Hotel M. Nerone > Val di Ranco / Alberg M. Cucco
> Colfiorito / Truck-Hotel Plestina > Preci / Hotel Agli Sciacci > Accumoli / Agriturismo Le Mole 2 > Prato Selva / Rifugio Prato Selva
> Fonte Cerreto / Tipp: B&B Gran Sasso in Filetto oder Rif. Campo Imperatore > L'Aqiula / Tipp: Don Bosco College
Weitere Infos gibt es gern auf Anfrage.
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